Alte Dokumente aus Haus- und Staatsarchiven
In unsern Hausakten haben wir auch einiges von Dorfbränden und von unsern Nachbarn, den Pompiers gefunden und mit Dokumenten aus dem Staatsarchiv ergänzt.
HB12_218_klein 1736 brennt es im Oberdorf: Versuch einer Rekonstruktion der brandgeschädigten Häuser

Zu dieser Zeit waren die meisten Häuser und Scheunen noch mit Stroh gedeckt und daher sehr schnell ein Opfer der Flammen. Es handelte sich bei diesem Feuer offensichtlich um Brandstiftung am Haus des Kaminfegers Würtz. Dieser und seine Frau werden nämlich als gottlose Leute beschrieben, die man aus dem Dorf haben wollte, da sie Unruhe stiften.
Der Obervogt Ph.Dienast meint im Brief an E.Falckner, Bürgermeister von Basel:
„... Es beklaget sich indessen meniglich über das schon seith längerer Zeit geführte gottlose Leben dieser Eheleuthen als Baschen Würzen des Kaminfegers und seiner Frauwen, dass selbige bald täglich schelten, fluchen und schlagen und welches sie auch nur ein paar Stund vor diesem Brand practiciert...“ Als Brandursache wird angenommen, das Feuer sei entstanden durch einen heissen Backstein, den sich die Frau des Kaminfegers in ihr Strohbett, das gleich unter dem Strohdach stand, gelegt hätte, während sie beim Nachbarn „zu Liecht“ gegangen war. Pfarrer Brandmüller hat sich sehr für die brandgeschädigten Nachbarn eingesetzt, nicht aber für den Kaminfeger. Besonders bedauert er den Verlust des kleinen Hauses von Fridly Gerster, da „...seine Tochter allererst in anno 1732 aus kindlicher Liebe gegen diesen ihren Eltern diese ihre nunmehro durch ein schreckliches Feuer eingeäscherte Behausung um 85 M erkaufet und bezahlt habe und diese ihre Eltern gratis darinnen hat wohnen lassen ...“
Ph.Dienast liess auch eine Liste der verbrannten Gegenstände erstellen. Darin fällt vor allem die Ware des Krämers Freyvogel auf, u.a. 4 Paar Ärmel, 4 Feuertücher, 18 Zentner „Lundten“ (= imprägnierte Hanfschnüre zur Entzündung von Pulver- und Sprengsätzen, das brannte natürlich lichterloh!) und alles Fleisch von einem Schwein. Dem Anishänslin verbrannten nebst vielem Hausrat 40 (!) Stück Mann- und Weiberhemden und 16 Halsmänteli. Zwischen den Häusern vom Kaminfeger und dem Krämer war nur eine Holzwand.

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