Alte Dokumente aus Haus- und Staatsarchiven
Ein Posamnterknecht stürzt 1820 von einem Felsen

In einem Brief des Statthalters Forcart an den Bürgermeister von Basel wird die folgende traurige Geschichte erzählt:
„ ...dass im Bann Gelterkinden unter Löhren genannt eine todte Mannsperson gefunden worden seye, worauf ich allso gleich den Herrn Bezirks-Physicus Heinimann und den Chirurgus VonArx von hier requirierte und mit ihnen an Ort und Stelle begab. Wir fanden in gedachtem Löhren Häldelin eine starke viertel Stunde vom Dorf den Menschen-Cadaver, welcher auf dem Angesicht den Kopf bergabwärts lag, behörig bewacht. Nachdem die Chirurgii die Lage des todten Menschen genau betrachtet und derselbe alsdann umgedreht worden, ward solcher von sämtlichen den anwesenden Bürger von Gelterkinden für den 25 Jahr alten Knaben Heini Gerster, Drexler von Gelterkinden, erkannt, derselbe ist der jüngste Sohn des Missethäters Hans Jakob Gerster, Heinis Hans-Joggi, so sich anno 1807, als derselbe wegen Ermordung seines Eheweibs zu Basel in Untersuchung lag, in der Gefangenschaft erdrosselte. Hans Jakob Gerster, alt Nagler von Gelterkinden, der in Löhren Holz hat und gestern nachmittags dahingegangen, hat den Unglücklichen zuerst entdeckt und dem Gemeinderath die Anzeige davon gemacht. Das Ort, wo derselbe gelegen, ist gantz abgelegen und es führt durchaus kein Weg vorbey.“ Das von den Herren Chirurgii „eingesehene Visum a repertum“, schreibt der Statthalter, sei mit der „grössten Sorgfalt visitiert worden“. Weiter meint er:
„Da von keiner Gewaltthat äusserlich nichts erfunden worden, sondern wahrscheinlich ist, dass der Unglückliche durch den Fall von der ca. 7 Schuh hohen Bergwand, unter der er liegend gefunden worden, den Tod davongetragen hat. Es haben dieselben keinen Anstand genommen, den Cadaver zu Erde bestatten zu lassen, worauf solcher auch sogleich in das Dorf Gelterkinden gebracht worden, um heute auf dem Gottesacker beerdiget zu werden.
Der verblichene Jüngling hatte aussert den im Chirurgischen Bericht bezeichneten Effecten noch auf sich ein ordinari Sackmesser, so geschlossen in seiner Camisol-Tasche war, und in einem grün und gelben Geldseckel 14 1/2 Bz.Geld, welch beides dem Gemeinde- Präsidenten zugestellt, ferners in dem innern linken Camisol Sack ein Stück Brod, so wie uns schien von den Mäusen angegriffen worden . . .“

Es muss sich bei diesem Fall um eine Verzweiflungstat eines Jungen gehandelt haben, dem beide Elternteile auf tragische Weise entrissen wurden.

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